Rückblick DRM 1978

Veröffentlicht: 30 Dezember 2008 in Uncategorized

Harald Ertl, Schnitzer BMW 320i 1.4 turbo

Zum Ende des Jahres lohnt es doch einmal eine Rückblick auf die Deutsche Rennsport Meisterschaft vor 30 Jahren zu wagen, dem erfolgreichen Vorgänger der DTM und mit mehr Nennungen von Gruppe 5-Autos, als bei der Marken-WM, für die diese Autos ursprünglich einmal gedacht waren. Nachdem GELO-Porsche-Pilot Rolf Stommelen 1977 in der Division 1 relativ leichtes Spiel hatte, waren beide Kategorien 1978 härter umkämpft und Meister würde diesmal aus der Division 2 kommen.


Die schnelleren und spektakuläreren Gruppe 5-Rennwagen hatten bereits 1977 in der Deutschen Rennsport Meisterschaft debütiert und auch 1978 ging es mit zwei Klassen in die Saison. Die Topliga würde einmal mehr die Division 1 – Motoren mit über 2000ccm – sein, in der die Porsche 935/77A dominierten, herausgefordert von einem einzelnen, von Toyota Deutschland genannten und den Gebrüdern Schnitzer entwickelten 2,1-Liter-Celica Liftback mit dem amtierenden Meister Rolf Stommelen am Steuer. Doch die 560 PS des japanischen 4-Zylinders reichte nicht aus um gegen die brachiale PS-Gewalt der Schwabengeschosse aufzumucken. Ein 8. Platz in Mainz-Finthen war das einzige Resultat einer frustrierenden Saison, in der der Toyota durch allerlei technische Probleme enttäuschte.

Rolf Stommelen, Toyota Celica LB Turbo, 1978

In der Division 1 stritten also die Porsche Privatteams unter sich um Sieg und Titel. Obwohl Toine Hezemans 3 für das 1977 siegreiche Team von Immobilien-König Georg Loos gewann, gab es keinen so klaren Nummer 1-Status wie zuvor für Stommelen. So kosteten die Teamkollegen John Fitzpatrick und Klaus Ludwig mit ihren jeweilig vereinzelt eingefahrenen Siegen dem Niederländer möglicherweise den Titel. Hauptkonkurrent Bob Wollek jedenfalls rieb sich die Hände, der Elsässer gewann auf seinem Kremer-Porsche 4 Rennen und war Hezemans härtester Herausforderer. Doch da hatte noch Manfred Schurti im Jägermeister-Max Moritz 935 ein Wörtchen als zweifacher Saisonsieger mitzureden. Doch so verteilten sich die verfügbaren Punkte auf insgesamt fünf Sieger und die Chancen standen daher für einen Meister aus der Division 2 besser.

Ludwig, Wollek, Hezemans, Schurti, Stommelen & Fitzpatrick, Hockenheim 1978

In der Division 2 fand eine kleine technische Revolution statt, die maximal 2000ccm grossen Saugmotoren wurden von den ebenfalls erlaubten 1,4-Liter Turbomotoren klar in den Schatten gestellt, ohne Turbo keine Siegchance. BMW hatte sein Junior-Team nach nur einer Saison aufgelöst, Manfred Winkelhock ging nur sporadisch für das HAT-Team an den Start und siegte beim Auftakt und bei einem weitern Lauf. Als Favorit kristallisierte sich bald Harald Ertl in einem BMW 320i mit dem von Schnitzer im Vorjahr entwickelten Turbomotor. Als härtester Herausforderer entpuppte sich sein Landsmann Markus Höttinger, der Österreicher – ebenfalls auf BMW 320i Turbo – gewann drei Rennen.

Markus Höttinger, BMW 320 Turbo, Avus 1978

Zakspeed hatte die Ford Escort ebenfalls mit 1,4-Liter-Turboversionen aufgerüstet, basierend auf dem guten alten DBA-Motor, doch gegen die 320er war damit nicht viel auszurichten. Doch mit der Vorstellung des brandneuen Gruppe 5-Renners mit Rohrrahmen-Chassis, einer extreme flachen Capri-Karrosserie und offizieller Unterstützung von Ford Deutschland, war die Mannschaft um Erich Zakowski wieder im Geschäft. Mitten in der Saison eine Neuentwicklung debütieren zu lassen würde zwar wegen der erforderlichen Entwicklungsarbeit jede Chance auf den Titel vereiteln, doch bereits das Debüt des Ford Capri Turbo im Rahmenrennen zum Grossen Preis von Deutschland in Hockenheim zeigte mit Hans Heyers Pole Position das enorme Potential der rheinischen Flunder auf. In der restlichen Saison 1978 holte Heyer noch 3 Poles und feierte schliesslich einen ersten Sieg des Capri beim Finallauf am Nürburgring.

Heyer & Ertl, Hockenheim 1978

Harald Ertl hatte sich jedenfalls mit dem Umsteigen vom 2,1-Liter-Toyota, den er im Vorjahr in der Division 1 zum Debüt geführt hatte, in die „kleine“ Division und dem Schnitzer BMW 320i 1,4 Turbo ein goldenes Näschen bewiesen. 7 Podestplätze, darunter 5 Klassensiege, und regelmässiges punkten sicherten ihm den DRM-Titel 1978 gegenüber den Division 1-Assen Hezemans, Wollek und Ludwig. Doch der Ex-Formel 1-Pilot flirtete bereits mit einem neuen Team, die markante Sachs Sporting-Lackierung würde 1979 auf einem Ford Capri Turbo auftauchen.

Harald Ertl, Schnitzer BMW 320i Turbo Group 5

Kommentare
  1. Frank S. sagt:

    Weiß irgendjemand etwas über den Verbleib des Schnitzer Toyotas?
    Gibts es ihn noch? Wo steht er heute?

  2. grandprixinsider sagt:

    Soviel ich weiss, gab es nur ein Auto. Und das wurde an TOM’s nach Japan verkauft, wo es – so mein Informationsstand – sogar eine Meisterschaft gewonnen haben soll.

  3. gerd sagt:

    Weiss jemand ob es den Ertl-BMW (Sachs) noch gibt?

  4. grandprixinsider sagt:

    Ich habe irgendwann mal im Forum der englischen Autosport ein Thema gesehen, wo die Schicksal der diversen Gruppe 5-320er diskutiert wurde. Einfach mal googeln.

  5. Kai von Hirschfeld sagt:

    Hatte der Reinhold Joest mit seinem 935 nicht Ende Juli 1978 in Hockenheim im Training nen üblen Abflug? Ich finde dazu aktuell nirgends Bilder oder Videos..
    Aber ich weiß genau, dass ich früher mal Bilder von einem Feuerunfall bei der DRM in der Boxengasse am Hockenheimring gesehen hatte. Das müßte ja der Joest gewesen sein, oder gabs da noch andere?

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