Archiv für die Kategorie ‘Autoblogger’

Manchmal muss man sich wirklich fragen, was in den Köpfen von an und für sich vernünftigen Menschen vorgeht, kurz bevor sie abheben…

Journalisten reagieren „dünnhäutig und verunsichert“ auf Blogger, behauptet Freizeit-Autoblogger Tom Schwede in seinem Blog 1300ccm.de. Mal ehrlich, Tom, das redest du dir doch hoffentlich nicht selber ein, oder…? So einfach ist das nicht. Und das solltest du mittlerweile wirklich besser wissen. Denn tatsächlich ist es so, dass Blogger Parasiten sind. Sie machen sich über etwas her, das zwischen Industrie und Medien über Jahrzehnte natürlich gewachsen ist.

Schlimmer noch: Autoblogger ruinieren den Kommunikations-Markt, hauptsächlich weil kein einziges Blog wirklich ein funktionierendes Businessmodell hat. Wenn nicht gerade von Hartz IV, dann leben Blogger doch von ihren Jobs in ganz anderen Bereichen, wo sie das Geld für die regelmäßig eintrudelnden Rechnungen verdienen.

„Blogs haben Leser. Das macht sie für die Industrie interessant.“ Falsch. Auch Printredaktionen haben ihre Online-Redaktionen. Und die haben definitiv mehr Leser als jeder Blogger. Und natürlich ebenfalls ein stets wachsendes – und kostenlos abrufbares – Archiv.

Was Blogger für die Industrie interessant macht, ist die Tatsache, dass das Autoverrückte sind und mit diesem Anspruch auch durchweg positiv über jeden noch so hinterfragenswürdigen Unsinn, den sich die Automobilindustrie ausgedacht hat, unkritisch und völlig subjektiv berichten. Natürlich im Sinne ihrer Gastgeber. Fast kostenlose PR also, kostet die Industrie Reisespesen und eine Tankfüllung Sprit. DAS kritisieren Medienvertreter. Und zwar völlig zu Recht!

DAS ist es, was immer mehr für Frustration unter Medienschaffenden sorgt, zumindest bei all jenen, die dem Verbraucher Qualitätsjournalismus – also auch kritische Hinterfragen – anbieten, hierzu natürlich auch einem Businessmodell unterworfen sind. Die Folge: Die Industrie denkt sich, sie könne so „auf die billige Tour“ positive Berichterstattung sichern – und à la longue auf Anzeigenschaltungen bei vielen Medien verzichten.

Wundert euch also nicht, liebe Blogger, wenn eurem amateurhaften Einmischen in eine professionelle Branche nicht eben viele Sympathien entgegen schlagen.

Ich persönlich lese nur sehr vereinzelt Blogs, da die meisten untereinander – vom „beschönigten“ Content her – ohnehin identisch sind – und daher austauschbar, ohne jegliches Alleinstellungsmerkmal. Wie ich zu Autobloggern stehe, habe ich zudem HIER schon einmal thematisiert.

Vor allem aber bin ich sehr schlecht auf die meisten Industriesklaven in den diversen Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit der Hersteller und Importeure zu sprechen, die sich in ihrer selbstherrlichen Art eine Urteilsfindung herausnehmen und mal eben auswürfeln, wer in der Branche „wichtig“ sei und wer nicht. Auch innerhalb der Medienbranche werden solche völlig unpassenden Wertungen angebracht.

Volvo, Saab, Peugeot und Citroen, die ersten stolpern über ihr arrogantes Gehabe, weitere werden folgen, denn Sie schaufelnsich mit ihrer „Geiz-ist-geil-Mentalität“ das eigene Grab. Der Tag wird kommen, wo strauchelnde Autobauer (oder sollte man die nicht besser „Autoverkäufer“ nennen…?) die Medien brauchen werden. Nämlich dann, wenn die ach so billige und positive Autoblogger-Blase geplatzt ist. Und erst dann werden sie konsterniert feststellen, dass sie selbst dabei nachgeholfen haben, die Branche mit verbrannter Erde zu verzieren. Just my two Cents.

AUTOBLOGGER – ÜBERFLÜSSIGES ZUBEHÖR

So, das wars: Gestern Abend habe ich den letzten Blogger aus meiner RSS-Liste und aus meiner Facebook-Timeline herausgenommen. Die IAA und ihre damit verbundenen PR-Auswirkungen haben mir endgültig den Rest gegeben.

Vor etwa einem Jahr noch hatte ich etwa acht Auto-Blogger auf dem Radar, weil ich – auf den ersten Blick – deren Ansätze interessant fand. Im Laufe der Zeit habe ich jedoch einen Blog nach dem anderen aus meiner Abo-Liste gekippt. Zu offensichtlich sind die vorgetragenen Subjektivitäten, es brüllt einem fast in jeder Zeile entgegen, wie verzweifelt der Autor besagter Zeilen irgend einem Marketing-Fuzzi eines Groß-Konzerns mit seinem Beitrag gefallen möchte, damit er bittebittebitte zum Launch des neuen Huzzlfuzz XXL-Klasse mit innenbeleuchtetem Getränkehalter und vollautomatischem Wasweissich-Assistenten eingeladen wird.

Diese seltsame Gier, Weltkonzernen, die äußerst selten das Wohl des Menschen dem eiskalt kalkulierten Profit Vorrang geben würden, gefallen zu wollen, artet eben nachher in „Information“ voller seichter Plattitüden und Subjektivitäten aus. Und dabei begehen Blogger eben den Kardinalsfehler, den bisweilen auch Medienprofis – allerdings meist in der Unterhaltungsbranche – begehen: Zu glauben, der eigenen Ziele und Absichten halber das Publikum da draußen für dumm verkaufen zu können. Das funktioniert ein Mal, vielleicht sogar zwei Male. Doch da beginnt sich bereits Argwohn in der Wahrnehmung des Lesers breit zu machen.

Es wird eben deutlich, dass das Strohfeuer des Bloggertums seinen Flammpunkt hatte und für eine Weile kräftig loderte. Allmählich aber wird den Bloggern offensichtlich klar, wie mühsam das doch ist, dieses Feuer am lodern zu halten. Somit dürfte dem schon bald die Stufe „viel Rauch um Nichts“ folgen. Und warum? Vorrangig weil die Industrie – egal welcher Branche – sich nur für subjektive Lobhuddeleien interessiert. Also ist zu den pflegeleichten und von jeder kritischen Haltung befreiten Bloggern eine echte Liebesbeziehung entstanden. Die einen Bauchpinseln die anderen und bekommen Streicheleinheiten zurück. Was dabei heraus kommt, ist in der Regel alles andere als objektive Information. Aber wen kümmert das schon? Hauptsache die Zahlen der vermeintlichen Reichweite des Amateur-Schreibers stimmen.

Dann ist doch alles bestens, alle sind doch glücklich, oder? Yo, sind sie. Erinnert mich an den Motor-Journalismus der Neunziger Jahre. Das geht so lange gut, bis die eine Seite merkt, dass sie für den aufgebrachten Aufwand (Zeit wie Arbeit) herzlich wenig zurück bekommt. Im Fall der Blogger heißt das allerdings gar nicht entlohnt zu werden. Denn ein funktionierendes Business-Modell, das mit dem Bloggen ein nennenswertes Einkommen erzielt, gibt es in der Praxis nicht.

Während also die eine Seite dieser noch jungen Liebesbeziehung mit wenig Aufwand zu dringend benötigten Streicheleinheiten kommt, wird die andere Hälfte bald Hungers sterben. Klingt das nach Happy End..?

Mir kann es egal sein. Ich habe lange gut vom Journalismus gelebt, habe die halbe Welt bereist, tolle Zeiten in der Formel 1 und dem Motorsport im allgemeinen in einer Zeit erlebt, als das gerade noch so erlebenswert war. Ich hatte die Gelegenheit eine stattlich Anzahl von Supersportwagen flott zu bewegen, das war natürlich auch toll. Und wenn es da etwas zu kritisieren gab, dann tat ich das auch wahrheitsgemäß. Denn meine Glaubwürdigkeit war stets mein Kapital. Das waren nämlich noch Zeiten, als Hersteller solcher Luxusgüter noch fachkundige Meinungen zuließen, angebrachte Kritik respektierten und eben Besserung gelobten.

Wie das heute alles so abläuft, daran möchte ich, ganz offen gesagt, erst gar nicht teilnehmen müssen. Ich war auch nicht auf der IAA. Wozu auch? Diese Industrie bewegt sich seit vielen Jahren in eine Richtung, die ich äußerst bedenklich finde. Ich kann den allermeisten Vehikeln, die da zu sehen waren, absolut nichts abgewinnen. Und die wenigen ECHTEN Innovationen kann ich mir auch in aller Ruhe bei einem Glas Schampus in einem angenehm leeren Schauraum anschauen. Wichtiger noch: Ich kann mir meine eigene Meinung zu dem Gesehenen, eventuell auch fahrtechnisch Erlebten bilden. Und zwar völlig unbeeinflusst.

Dazu brauche ich keine Autoblogger. Ich präzisiere: Ich brauche Autoblogs generell nicht in meinem Leben. So, wie ich mir niemals eine dieser Dufttannen in meinem Auto an den Innen-Rückspiegel hängen würde.